Über uns
Ältester Handwerksbetrieb in Neumünster – seit 1777
Seit dieser Zeit hat mindestens ein Sohn der Familie das Fleischer Handwerk erlernt.
In achter Generation – belegt durch Urkunden und Meisterbriefe – führt jetzt seit 1996 Frank-Fritz Heeschen mit seiner Frau Manuela das Geschäft. Ihnen zur Seite steht mit Kraft und Erfahrung Senior-Chefin Ingeborg Heeschen. Auch Frank-Fritz’s ältere Schwester Andrea setzt die Tradition der Familie fort und übt als Meisterin ihres Fachs den Fleischer-Beruf – in einem anderen Unternehmen aus.Nach Lornsenstraße und Esplanade ist seit 125 Jahren in der Kieler Straße Nr. 43 die Adresse der Firma Heeschen. Bis November 2000 wird hier in einem Anbau Vieh, überwiegend Rinder und Schweine, geschlachtet. Die BSE-Kriese beendet diesen Teil des Handwerks. Bis dahin sind Frank-Fritz, sein Vater Fritz und alle anderen Vorfahren über die Dörfer gefahren, um bei Bauern im Umland Schlachtvieh auszusuchen. Eine lederne Brieftasche, in der Generation lang das Geld zum Viehkauf mitgenommen wird, ist heute ein Familienschatz.
Guten Erzählwert in der Familie haben die alten Geschichten von den Touren über die Dörfer. Wie die von der Ladung Schweine auf dem Viehwagen, die in jeder Kurve leichter wurde, weil die Hängertür offen geblieben war. Es konnten, wie Ingeborg Heeschen versichert, alle Tiere wieder eingefangen werden. Ingeborg Heeschen erinnert sich auch an so manche unfreiwillige “Treibjagt” in die Kieler Straße, wenn das Vieh vor des Meisters Messer ausbüxen wollte.
Ein Stück Vergangenheit der Schlachterei ist auch die “Eiszeit”. Erst in den 50er Jahren können Kühlmaschinen angeschafft und Kühlräume eingerichtet werden. Bis dahin liefert in jedem Winter der zugefrorene Einfelder See das notwendige Eis zum Frischhalten der Ware im Eiskeller. “Die Eisstangen hielten mehrere Monate”, erzählt Ingeborg Heeschen, deren Eltern vielen Neumünsteranern als Gastwirtsehepaar Schlutt vom “Ratskeller” in Erinnerung sind.
Die Ware Fleisch hat in Zeiten Mangels einen hohen Wert. Um die Kette der Nahrungslieferanten reibungslos funktionieren zu lassen, sind unbürokratische Wege in der Not eine klare Sache. Als 1944 bei Bombenangriffen auf das Eisenbahn-Ausbesserungswerk in der Kieler Straße das Haus von Schlachter Heeschen getroffen wird, ist freiwillige Aufräumhilfe schnell zur Stelle: Schüler der Holstenschule mit ihrem Lehrer. “Steineklopfen” steht auf dem Stundenplan. Die Rinder, die vor dem Bomben-Alarm noch geschlachtet werden sollten, haben den eingestürzten Dachboden überlebt.
Die Tiere liefern nicht nur kostbar gewordenes Fleisch. Wurstbrühe heisst in mageren Kriegs- und Nachkriegsjahren ein begehrtes Produkt aus dem Haus Heeschen. “Reine Brühe mit viel Fett!” Der junge Meister weiß, wovon er spricht, obwohl er die Zeit nicht miterlebt hat. Heute wären die Brühe und die damals so gefragte sehr fette Wellwurst kein Verkaufsschlager. Die vom Kunden viele Jahre lang gewünschten mageren Zeiten in Sachen Fleisch haben sich allerdings auch gewandelt. Sollte ein Schwein in den 50er Jahren gerne mindestens 380 Pfund auf den Rippen haben, bevor es zum Schlachter kam, durfte es Ende der 70er höchstens 200 Pfund auf die Waage bringen. Fett aber ist heute nicht mehr so verpönt. Und Qualität wird langsam wieder zum Begriff.
Überlebenschancen hat der Metzger von heute – in Neumünster gibt es noch zwölf von immerhin 43 Betrieben in den 50er Jahren – nur, wenn er andere Nischen findet. Bei der Familie Heeschen sind es der Partyservice und ein Mittagstisch, die seit einigen Jahren erfolgreich angeboten werden. Der klassische Handwerker von einst muss nun Eintöpfe kochen, Pfannengerichte braten und Büffet-Platten dekorieren können sowie Ahnung von Kräutern haben.